SGMD: 60-jährige Schützen sind auf einem guten Weg - wenn man ihre Zufahrt mal vergisst.

Mühlheim (M.) Am Samstag war es exakt 60 Jahren her, dass sich 13 Männer in der so genannten Pelzbude in geselliger Runde trafen. „Sie haben mit der Gründung einen Volltreffer gelandet“, würdigte Bürgermeister Daniel Tybussek die Initiatoren der Schützengemeinschaft Mühlheim-Dietesheim. Die Kollegen der Rauchwarenherstellung und Zurichterei am Westrand des heutigen Naherholungsgebiets verliehen am 1. Oktober 1951 ihrer Betriebssportgruppe den Status eines Vereins. Der feierte jetzt sein 60-jähriges Bestehen akademisch.

Dabei fiel immer wieder der Name Anton Benedikt. Das letzte lebende Gründungsmitglied der SGMD verfolgte die Reden aus der ersten Reihe des Vereinsheims am Pfaffenbrunnenweg. Im Jahr 1956 unterschrieb Benedikt als Vorsitzender den Pachtvertrag für das 3200 Quadratmeter große Grundstück tief im Wald hinter der Polizeihundeschule. 1957 begannen sie mit dem Bau der Schießsport-Anlage, 1965 wurde das erste Pokalschießen ausgetragen. Zuletzt wurde der Treffpunkt vor drei Jahren abgerissen und neu errichtet. Die 15 nebeneinander liegenden 25-Meter-Bahnen bildeten lange die größte Anlage im Kreis Offenbach. Tybussek sah als Vorsitzender des „Ehrenausschusses“ einen „Nervenkitzelganz besonderer Art“ in Beherrschung der Waffe, Konzentration und Jubel über Treffer. Bis heute befinde sich die Gemeinschaft auf der „Straße des Erfolgs“: Vier Mal richtete die SGMD Hessische Meisterschaften aus, holte 152 Bezirks- und 69 Landesmeistertitel. Jüngst feierten sie die 13-jährige Karima Nagengast als Deutsche Meisterin in der Schülerklasse mit der Luftpistole.

Der amtierende Vorsitzender Thomas Baier kritisierte, die Ansprüche an den Nachwuchs stiegen unaufhörlich: „Jugendliche haben kaum noch Zeit für Hobbys“. Das mache sich beim Training und bei den Mitgliederzahlen bemerkbar. Mit 181 Sportlern habe der Verein dennoch den dritthöchsten Stand seit seiner Gründung erreicht. Im Jubel-Monat verzichtet er auf die Aufnahmegebühr - bis zum Beginn seiner Rede konnte Baier bereits drei neue Mitglieder begrüßen.

„Wir müssen mit aller Macht nach Außen drängen und uns darstellen“, gab er die Marschrichtung vor. 49 Privatpersonen, Gruppen und Firmen seien als Sponsoren dem Ehrenausschuss beigetreten. Die Zufahrtsstraße zum Vereinsdomizil jedoch sei eher eine „Straße des Vergessens“, schickte er dem Rathauschef hinterher, der Weg bedürfe dringend einer Befestigung.

Sportkreisvorsitzender Peter Dinkel lobte das Engagement als „erstaunlich“. Der Neubau des Vereinsheims sei seine erste Baumaßnahme gewesen, für die er Geld von Kreis und Land vermittelte. „Auch die finanziellen Risiken werden ehrenamtlich gestemmt“, betonte Dinkel. Die Politik des Kultusministeriums sei jedoch „contra Vereine“, hieb er in die Kerbe Baiers. „Die Gesamtschule tut den Vereinen nicht gut, Jugendliche haben keine Freizeit mehr fürs Vereinsleben.“ Und die Kooperation Schule Verein funktioniere nicht immer. Dinkel überreichte Ehrenurkunden des Landessportbundes an Gerhard Wegener, Referent für Öffentlichkeitsarbeit der SGMD, Jugendleiter Michael Pletsch und Pressereferent Thiemo Burkardt. Karima Nagengast bekam die Ehrennadel in Silber. Für den Hessischen Schützenverband sprach Elias Sloboda vom SKV Hainhausen und verlieh einen Pokal an die Gastgeber.

Anton Benedikt erhielt für 60-jährige Treue die Ehrennadel in Gold, Herbert Spottke die Plakette für 40-jährige Mitgliedschaft, Gerd Milanowski die für ein Vierteljahrhundert SGMD. Das Hessische Ehrenzeichen in Gold überreichte Sloboda an den 2. Vorsitzenden Stefan Keil, an Willi Rau und Wolfgang Büttner. „Silber“ ging an Sascha Frank, Manfred Kappel, Christoph Koch, Thorsten Gotta, Bernd Krämer, Frank Heuser, Erwin Rau, Timo Zindel, Gerrit Kratz, Gerhard Wegner und Thiemo Burkardt.

Stadtverordnetenvorsteher Harald Winter lobte das „wunderbare Beispiel dafür, was ein intakter Verein zu leisten imstande ist“. Er erinnerte an Vereinsschießen, bei denen auch er selbst sich von der „Faszination“ des Schießsports überzeugt habe.

Quelle: Offenbach-Post